Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Suchergebnis in den Forschungsaktivitäten der Entscheidungshilfevorhaben

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Titel: Die Bedeutung landwirtschaftlicher Nutzungsformen und -intensitätsgradienten für die Biodiversität mitteleuropäischer Flora in Grünlandökosystemen
Beschreibung (dt.): Ziel des Projektes ist der Nachweis der Bedeutung der anthropogenen Offenlandökosysteme für die Zunahme der phylogenetischen / genetischen Diversität von Sippen natürlicher Standorte am Beispiel ausgewählter Arten. Hierzu sollen morphologisch-anatomische, zytologische, molekulargenetische Untersuchungen sowie Untersuchungen zur Populationsdynamik durchgeführt werden. Zudem soll der Vergleich von Populationen traditionell und extensiv genutzter Offenlandökosysteme mit intensiv genutzten Systemen es erlauben, die Auswirkungen der aktuellen Landnutzung und der damit verbundenen zunehmenden Fragmentierung auf die genetische Diversität zu bewerten. Dazu wurden mit Geranium sylvaticum, Scabiosa columbaria, Achillea millefolium und Galium album spp. album für die Untersuchungen vier Arten ausgewählt, die, ursprünglich auf teilweise völlig anderen Standorten beheimatet, nach dem Eindringen in anthropogene Ökosysteme hier eine hohe biologische Vielfalt entwickelt haben. Aufgrund des Wissens um diese Variabilität der genannten Arten wird erwartet, daß die genetische Diversität der entstandenen Kleinsippen und Ökotypen mit der Nutzungsintensität signifikant korreliert. Für BMVEL besteht Entscheidungshilfebedarf, die positive Korrelation zwischen Landnutzung und Grad der innerartlichen Biodiversität in Mitteleuropa zu belegen und nachzuweisen, daß ein Zusammenhang zwischen genetischen Verarmungstendenzen und der aktuellen Landnutzung besteht. Für Deutschland bzw. die EU sind diese Erkenntnisse für anstehende WTO-Verhandlungen vor allem gegenüber Staaten wichtig, bei denen der Zusammenhang zwischen Artenvielfalt und Landnutzung nicht in diesem Maß gegeben ist. Ziel muß es sein, die in Mitteleuropa bestehende Biodiversität als Leistung der Landwirtschaft wissenschaftlich exakt darzustellen und damit zu begründen, daß bestehende und geplante Maßnahmen zur Unterstützung der Landwirtschaft und ihrer Förderung auf Grenzstandorten dem Erhalt der Biodiversität dienen und keine versteckten Subventionen.
Ergebnis (dt.): Im Rahmen des vorliegenden Verbundprojektes wurde die Bedeutung landwirtschaftlicher Nutzungsformen und -intensitätsgradienten für die Biodiversität mitteleuropäischer Flora in Grünlandökosystemen untersucht. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, welchen Einfluss Nutzungsaspekte auf die genetische Differenzierung und Diversität von Pflanzenpopulationen haben. Dazu wurden Populationen der vier Grünlandarten Scabiosa columbaria (Tauben-Skabiose) und Geranium sylvaticum (Wald-Storchschnabel) sowie Achillea millefolium (Ge-wöhnliche Schafgarbe) und Galium album (Wiesen-Labkraut) standörtlich und vegetations-kundlich sowie mittels molekularen Markern und in Common-Garden-Experimenten unter-sucht. Die Ergebnisse zeigen einen klaren Einfluss der Nutzungsform auf die Differenzierung. So konnte für Scabiosa die Entstehung nutzungsbedingter Blühsippen nachgewiesen werden, zwischen denen der Genfluss bereits reduziert ist. Bei dieser Art kommt es also zur nutzungs-bedingten Sippendifferenzierung. Bei Geranium gibt es allerdings weder genetische noch morphologische Unterschiede zwischen Populationen von Wald- und Wiesenstandorten. Der Einfluss der Nutzungsintensität auf die Diversität der Populationen ist insgesamt offenbar eher niedrig. Die ursprüngliche Hypothese, dass hohe Nutzungsintensitäten die genetische Vielfalt reduzieren, konnte jedenfalls nicht bestätigt werden. Weder bei Achillea noch bei Galium konnte eine Abnahme der Diversität mit zunehmender Nutzungsintensität beobachtet werden. Die Ergebnisse geben damit der Landwirtschaft eine zusätzliche Wertigkeit im Rah-men der Biodiversitätsdiskussion. Landwirtschaftliche Praktiken, hier im Grünland, haben zur Differenzierung von Arten und zur Entwicklung einer ganz „eigenen“, nutzungsspezifischen Vielfalt beigetragen. Die Biodiversität der mitteleuropäischen Kulturlandschaft hat damit ein ganz spezifisches Charakteristikum, das Naturlandschaften, die heute in der Biodiversitätsdis-kussion eine höhere Wertschätzung genießen, nicht auszeichnet. Dieser „besondere“ Wert sollte in die zukünftigen Diskussionen der Erhaltung der Biodiversität auf landwirtschaftli-chen Flächen Eingang finden.
Ergebnis (engl.): Considering land use specific differentiation we could demonstrate clearly, that the type of land use has an impact on flowering time and gene flow between populations. We could provide evidence for a beginning speciation in Scabiosa columbaria, which is due to human agricultural impact. Different land use practices can obviously cause habitat specific differentiation and contribute, therefore, an anthropogenous component to the biodiversity of central European grasslands. The impact of land use intensity on the genetic diversity of plant populations could, however, not be shown in this study. The presumed genetic depauperation in high intensively used habitats could not be detected. The impact of land use type on genetic variability is, therefore, stronger than the impact of land use intensity. This result must, however, be handled with care since only four out of a large number of grassland species were studied. Based upon our results, it can be stated, that agricultural practices in grassland definitively contribute to the creation of special land use specific diversity, which should be considered in future discussions about the central European plant biodiversity.
Laufzeit: Beginn: 01.05.2002 / Ende: 31.12.2005
Ausf. Einrichtung: Institut für landwirtschaftliche Botanik Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn
Förderprogramme: Entscheidungshilfebedarf
Stichpunkte: grünland; offenland-ökosysteme; flora; landnutzung; nutzungsintensität; genetische diversität; phylogenetische diversität; , Biodiversität