Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Projekte in den Förderprogrammen des BMEL, betreut durch den Projektträger BLE (PT BLE)

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Titel: Entwicklung und Implementierung eines Zuchtkonzeptes zur Produktion von Jungsauen zur Eigenremontierung und zum Verkauf im ökologischen Landbau.
Beschreibung (dt.): Das Projekt ist als inhaltliche Fortführung des Projektes mit den Förderkennzeichen 2812 OE 013 zu betrachten, für welches die Uni Kassel als Projektnehmer geführt wird. Der Wechsel ergibt sich durch den Wechsel des fachlich verantwortlichen Projektleiters Prof. Dr. Sven König von der Uni Kassel zur Justus-Liebig-Universität nach Gießen. Die Schweinezucht und der nachgelagerte Bereich der Ferkelerzeugung haben sich in den letzten 50 Jahren grundlegend gewandelt. Immer weiter vereinheitlichte Produktionsumgebungen haben, zumindest für die herkömmliche Schweinezucht und -haltung, eine Standardumwelt geschaffen. Auch alle züchterischen Entwicklungen orientierten sich daran. Zudem haben sich ökonomische und organisatorische Strukturen in der Schweinezucht ebenfalls grundlegend geändert. Eine konventionelle Zucht innerhalb geschlossener Rassen oder Populationen ist heute – nicht nur in Deutschland – kaum noch anzutreffen. Zuchtunternehmen bzw. die aus deren Basiszuchten stammenden Sauen und Genetiken beherrschen den Markt. Diese von den Zuchtunternehmen angebotenen Genetiken sind für den ökologischen Landbau jedoch nur bedingt geeignet. Sehr deutlich unterscheiden sich die Haltungs- und Fütterungsbedingungen von denen des konventionellen Landbaus. Mangels eines alternativen Angebotes und aufgrund nicht vorhandener Möglichkeiten eigener züchterischer Aktivitäten greift der ökologische Landbau notgedrungen dennoch auf diese Genetiken zurück. Es bieten sich jedoch durchaus Möglichkeiten, züchterische Zielstellungen einer ökologischen Tierhaltung in Angriff zu nehmen. Ein wesentliches Ziel des Projektes ist hierbei die Definition und Quantifizierung der Anforderungen an die Zucht- und Nutztiere im ökologischen Landbau, eine dementsprechende Leistungsprüfung und eine daran anschließende intensive Bearbeitung und Auswertung der angefallenen Daten, bis hin zur Zuchtwertschätzung.
Ergebnis (dt.): Ziel der Studie war die Implementierung eines praktikablen Systems zur Erfassung von Wurfqualitätsmerkmalen beim Schwein in partizipierenden ökologischen Betrieben, um darauf basierend eine Zuchtwertschätzung durchführen zu können.
Die ausgewählten Wurfqualitätsmerkmale waren das Geburtsgewicht der Ferkel (GG), Wurfausgeglichenheit (WA) und Ferkelvitalität (FV), bonitiert auf einer eigens entwickelten Skala von 1 bis 4 (4 = Optimalwert). Weiteres erfasstes Merkmal waren die Anzahl lebend geborener Ferkel (LGF). In univariaten und bivariaten Rechenläufen wurden genetische Parameter geschätzt. Die Erblichkeiten waren 0,09 für WA, 0,14 für FV und 0,21 für GG. Die genetischen Beziehungen (Korrelationen) zwischen den Wurfqualitätsmerkmalen waren züchterisch positiv (gewünscht) und betrugen 0,90 zwischen WA und GG sowie zwischen WA und FV und 0,75 zwischen GG und FV. Alle Wurfqualitätsmerkmale waren unerwünscht korreliert mit LGF. Die geschätzten genetischen Parameter waren Inputparameter in den folgenden Zuchtplanungsrechnungen. Ziel war die Identifizierung eines optimalen ökologischen Zuchtschematas für Betriebe mit Eigenremontierung ihrer Jungsauen. Im „desired gain“ Ansatz wurden die Zuchtzielmerkmale so gewählt, dass der Wert für LGF konstant bleibt, aber Zuchtfortschritt in den Wurfqualitätsmerkmalen maximiert wird.
Diese Vorgehensweise reflektiert auch den Wunsch der ökologisch ausgerichteten Züchter. Im optimalen Zuchtszenario ist es erforderlich, die vier Zuchtzielmerkmale des Selektionskandidaten von zwei Würfen zu erfassen. Zum gleichen Zeitpunkt liegt die Information der Mutter und von 10 Halbgeschwistern vor, die in der Zuchtwertschätzung berücksichtigt werden sollten. Die optimalen ökonomischen Gewichte waren dabei 7,50 € für LGF und 20 € für die Wurfqualitätsmerkmale. Die Genauigkeit der Zuchtwertschätzung war in diesem Szenario recht hoch mit 0,60.
Das Generationsintervall umfasste 2,80 Jahre und der Zuchtfortschritt war 0,04 Punkte je Generation für alle Wurfqualitätsmerkmale. Wir implementierten die Zuchtwertschätzung direkt in den Betrieben, um die Selektion der Jungsauen zeitnah durchführend zu können. Dazu wurden auch Sauen-Toplisten generiert. Zusätzlich wurden im Projekt genetische Parameter und Zuchtwerte für funktionales Exterieur und Langlebigkeit der Sau (Stayability) geschätzt. Von den Exterieurmerkmalen war die Klauenqualität das Merkmal, das sehr eng korreliert war mit FV und auch mit Stayability. Final wurden auch die Exterieurmerkmale in der umfassenden Zuchtplanung mit deterministischen Modellen berücksichtigt. Der optimale ökologische Gesamtzuchtwert umfasste Exterieur mit einer Gewichtung von 18%, LGF mit 9,1% und Wurfqualität mit 72,9%. Dieser Gesamtzuchtwert maximierte die Evaluierungskriterien (diskontierten Gewinn, diskontierten Erlös, diskontierten Zuchtfortschritt).
Ergebnis (engl.): The aim of this study was the implementation of practicable litter quality recording schemes in six participating organic herds, in order to record new litter quality traits for the estimation of genetic parameters and breeding values. The litter quality traits were “Average Piglet Birth Weight” (ABW), “Litter Evenness” (LE), and “Piglet Vitality” (PV).
Litter quality traits were recorded on a scale from 1 to 4, whereas score 4 indicated the desired performance value. A further female fertility trait was the “number of live born piglets” (LBP). For the estimation of genetic (co)variance components, univariate and bivariate animal models were applied. Heritability estimates for the litter quality traits were 0.09 for LE, 0.14 for PV and 0.21 for ABW. Genetic correlations among litter quality traits were throughout large and favourable, i.e., 0.90 between LE and ABW, 0.90 between LE and PV, and 0.75 between ABW and PV. Genetically, all new litter quality traits were negatively correlated with LBP (genetic antagonistic relationship).
Estimated genetic (co)variance components were input parameters in selection index calculations. The aim was the identification of an optimal selection strategy for organic weaner production systems, i.e., an optimized breeding goal for the selection of replacement sows from the own herd. Using a desired gain approach, we focussed on the maximisation in genetic gain for litter quality traits, while keeping the status quo for LBP. The optimal index scenario included the phenotypic information from all four traits from the selection candidate (sow) from two litters. At the same time, three litters from the dam of the sow, and one litter from 10 half sibs, were available as information sources. For such a design of information sources and genetic relationships, optimal economic weights were 7.50 € for LBP and 20 € for all litter quality traits LE, ABW and PV. The correlation between the index and the aggregated genotype from this scenario was 0.60. Genetic gain per year considering a generation interval of 2.80 years for organic weaner production systems was larger than 0.04 points for all litter quality traits. We implemented the genetic evaluation system on a “herd gate level”, allowing the estimation of breeding values for selection candidates in close intervals. The generation of “sow top lists” for herd replacements is possible due to the close collaboration between organic breeders and the scientific researchers from Gießen University. Furthermore, genetic parameters were estimated for sow conformation traits and stayability. Sow claw quality was identified as a very valuable conformation trait, because claw quality was strongly positively correlated with piglet vitality and with sow stayability. Conformation traits and genetic parameters for conformation traits were also considered in economic breeding program evaluations. An optimal overall organic breeding goal was developed, considering conformation, litter quality, and litter size with weighting factors of 18.0 %, 72.9 %, and 9.1 %. Such breeding scheme contributed to a maximisation of the economic evaluation criteria discounted returns, discounted profit, and discounted genetic gain.
Laufzeit: Beginn: 01.07.2016 / Ende: 31.07.2018
Ausf. Einrichtung: Justus-Liebig-Universität Gießen - Fachbereich 9 Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement - Institut für Tierzucht und Haustiergenetik, Gießen
Themenfelder: Tierzucht, animal breeding
Förderprogramme: Bundesprogramm ökologischer Landbau
Schlagworte: Tierschutz, Tierwohl, animal welfare, Ökologischer Landbau, organic farming, Haltungsverfahren/Haltungstechnik, husbandry techniques, Schweine, pigs, Fleisch, meat, Klimaanpassung, climate change adaptation
Förderkennzeichen: 2815OE105
Dokument zum Download: Schlussbericht_15OE105.pdf (1,5 MB)

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