Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Projekte in den Förderprogrammen des BMEL, betreut durch den Projektträger BLE (PT BLE)

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Titel: Untersuchungen zu langfristigen Auswirkungen der muttergebundenen Aufzucht von weiblichen Kälbern in der ökologischen Milchviehhaltung
Beschreibung (dt.): Für Verbraucher, die ökologisch erzeugte Tierprodukte kaufen, stehen die tiergerechte Haltungsform und der verminderte Medikamenteinsatz im Ökolandbau an erster Stelle der Entscheidungsgründe für diese Produkte. Insbesondere die ökologische Milchproduktion wird als natürliche Tierhaltung empfunden. Jedoch werden mit zunehmender Aufklärung über die tatsächlichen Bedingungen in der Milchviehhaltung einzelne Haltungspraktiken kritisch hinterfragt. Dazu gehört die auch in der ökologischen Milchviehhaltung übliche Praxis, die Kälber innerhalb von 24 Stunden oder spätestens einen Tag nach der Geburt vom Muttertier zu trennen (Schumacher, 2011). Während die Vermeidung der Infektionsübertragung oder die Tierhygiene allgemein für dieses Verfahren sprechen, haben vergleichende Untersuchungen zur Entwicklung der Kälber gezeigt, dass Kälber, die an ihren Müttern saugen dürfen, keine Verhaltensanomalien und eine bessere körperliche Entwicklung zeigen (Roth et al. 2009). Diesen positiven Effekten stehen Nachteile bei der Milchgewinnung und zusätzliche bauliche Aufwendungen gegenüber. Dementsprechend wird das Verfahren bisher nur von wenigen Landwirten genutzt. Das Aufzeigen weiterer Vorzüge könnte die Akzeptanz bei den Landwirten steigern und eine Alternative in der ökologischen Kälberaufzucht aufzeigen, die dem natürlichen Verhalten besser entspricht und von Verbrauchergruppen dezidiert gewünscht wird. Bisherige Untersuchungen haben sich insbesondere dem Zeitraum der Milchaufnahme gewidmet. Das geplante Projekt soll sich deshalb mit den langfristigen Auswirkungen der Aufzuchtform beschäftigen. Ausgehend von praktischen Untersuchungen und der Auswertung bereits generierten Wissens sollen die bisher bekannten Vor- und Nachteile der muttergebundenen Kälberhaltung insgesamt evaluiert, Lösungsansätze formuliert und in die landwirtschaftliche Praxis sowie in die Beratung vermittelt werden.
Ergebnis (dt.): Üblicherweise werden heute Kuh und Kalb frühzeitig nach der Geburt getrennt und das Kalb künstlich aufgezogen. Die mutter- oder ammengebundene Kälberaufzucht ermög-licht den Kälbern das Saugen sowie den Kontakt zu mindestens einem adulten Sozial-partner. Das Projekt untersuchte die Effekte der Aufzucht auf die Gesundheit und Leis-tungsfähigkeit sowie das Verhalten der Färsen und Kühe, die muttergebunden aufgezo-gen wurden. Dafür wurden Experimente und eine Felderhebung durchgeführt. Es zeigte sich, dass muttergebunden aufgezogene erstlaktierende Kühe unter den Bedingungen einer kurzzeitigen sozialen Isolation ihre Umgebung aktiver erkundeten als das bei künst-lich aufgezogenen Tieren der Fall war. Hinsichtlich des Verhaltens bei der Eingliederung in eine bestehende Milchkuhherde wurden keine Unterschiede der Aufzuchtform sicht-bar, allerdings stellte die Eingliederung einen erheblichen Stress für alle Tiere dar, der nachhaltig Auswirkungen auf das Aktivitätsmuster hatte. Langfristig zeigten sich unter den Bedingungen der Versuchsstation keine Auswirkungen der Aufzucht auf die Tier-gesundheit und Leistungsfähigkeit, was auf die gleichwertige Ernährung der beiden Ver-suchsgruppen im Kälberalter zurückzuführen ist. Die Feldstudie mit 20 Betrieben, davon elf mit muttergebundener Aufzucht, erbrachte auch keine Hinweise auf bessere Leistungen mutter- bzw. ammengebunden aufgezogener Tiere in den Laktationen, was mit der eingeschränkten Milchversorgung zu erklären ist: Der Großteil der untersuchten Praxisbetriebe lässt mehr als ein Kalb bei den Kühen saugen, so dass die im Experiment beobachteten Milchaufnahmen bis zu 16 Litern je Tier und Tag sicher nicht erreicht werden. Um die Beziehung der Tiere zum Menschen zu prüfen, wurden Ausweichdistanztests durchgeführt. Dabei zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Aufzuchtformen, so dass die Aufzucht an der Kuh nicht zwangsläufig eine größere Distanz zum Menschen mit sich bringt. Die muttergebundene Kälberaufzucht führt nicht per se zu höheren Leistungen als Milchkuh, allerdings hat sie nachhaltige Effekte auf das Tierverhalten.
Ergebnis (engl.): Today, cow and calf are separated within few hours after birth, and the calf is raised arti-ficially. Dam or foster cow rearing systems allow the calves to suck and to have contact to at least one adult social partner. The project aimed for the analyses of rearing effects on health and performance in heifers and cows, which were raised by dam or foster cows. For this purpose, experiments and a field study were conducted. Under a short-term social isolation dam reared first lactating cows showed more activity and explored their environment more intensely than artificial reared ones. No differences were found concerning the behaviour of the animals during their introduction into an established cow herd. However, the introduction caused immense stress in all animals and affected the activity pattern for many days. On the experimental farm no long-term effects on animal health and performance could be revealed. This might be explained by the com-parable amount of milk which all calves were fed within their first months of life. The field study with 20 farms – eleven of them raised their calves by dam or foster cows – did not indicate any better performance of cows raised in that system. One explanation might be the limited milk intake by the calves: The main part of farms raises more calves on one cow which leads to more competition between the calves and consequently to lower amounts of milk per calf. Animal-human-relationship was investigated using an avoidance test and revealed no effect of the rearing system. Thus, dam rearing does not necessarily cause a higher distance of animals to unfamiliar humans. The project showed that dam rearing does not lead per se to a higher performance of dairy cows, but results in a long-term effect on the behaviour of the so raised animals.
Laufzeit: Beginn: 16.11.2011 / Ende: 31.12.2016
Ausf. Einrichtung: Johann Heinrich von Thünen-Institut Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei - Institut für ökologischen Landbau, Westerau
Themenfelder: Tierhaltung, animal husbandry
Förderprogramme: Bundesprogramm ökologischer Landbau
Schlagworte: Ökologischer Landbau, organic farming, Tierschutz, Tierwohl, animal welfare, Prävention, Prevention, Rinder, cattle, Milch, milk
Förderkennzeichen: 2811OE072
Dokument zum Download: Abschlussbericht.pdf (1,4 MB)

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