Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

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Titel: Preisfindungsfunktion durch Milchterminmarkt
Beschreibung (dt.): Seit der weitestgehenden Liberalisierung des EU-Milchmarktes, sind insbesondere die Erzeuger mit stark schwankenden Preisen konfrontiert, denen sie bisher wenig bis nichts entgegen zu setzen haben. Erste Untersuchungen und Erfahrungen mit Terminkontrakten für Getreide führen zu dem ermutigenden Ergebnis, dass ein Engagement auf Warenterminmärkten für die entsprechenden Produkte ein geeignetes Instrument zur Preisabsicherung ist. Eine Analyse der Universität Münster zu den deutschen Terminkontrakten bei Schweinefleisch hat ergeben, dass Terminmärkte auch bereits bei einer relativ niedrigen Liquidität die Preisfindungsfunktion für den Markt übernehmen können. Wenn dies auch für die Milchkontrakte an der European Energy Exchange (EEX) zutreffen würde, könnte damit das Argument einer zu geringen Liquidität entkräftet werden. Es könnte geklärt werden, ob auch bei geringerer Liquidität bereits eine belastbare Preisfindungsfunktion gegeben ist. Die empirische Untersuchung soll Anhaltspunkte über die Qualität von Preissignalen der deutschen Futuremärkte für Milchprodukte für die zugrundeliegenden Kassapreise liefern. Es steht somit die Frage im Mittelpunkt, ob die vergleichsweise wenig liquiden deutschen Futuremarktsegmente für Milchprodukte die für hoch liquide Marktsegmente (wie sie beispielsweise in den USA existieren) bekannten Eigenschaften besitzen. Liegen die Eigenschaften der Preisführerschaft und der Unverzerrtheit der Futurepreise vor, kann von einer hohen Qualität der Preissignale des Futuremarkts ausgegangen werden. Eine wesentliche Voraussetzung für die Eignung von Milchfuturekontrakten als Instrument zur Absicherung von Preisrisiken für die gesamte Wertschöpfungskette des Milchsektors ist diesem Fall gegeben.
Ergebnis (dt.): Vertragsgegenstand (zu erbringende Leistung) war die gutachterliche Untersuchung und Beurteilung der Frage, ob der noch relativ junge deutsche Terminmarkt (seit 2010) für die drei Milchprodukte Butter, Magermilchpulver und Molkenpulver auch bei zurzeit noch relativ geringer Liquidität eine Preiserkennungsfunktion für den Kassamarkt übernehmen kann. Im positiven Fall wäre damit die Eignung als Absicherungsinstrument für Akteure der Kassamärkte gegeben.

Die Ergebnisse der ökonometrische Untersuchung sind trotz der nicht einfachen Datenlage von höchster Qualität. Als zentrales Ergebnis konnte die bereits in einer früheren Arbeit von Adämmer, Bohl und Groß (2016) belegte These zur Preiserkennungsfunktion des gleichfalls wenig liquiden Futurehandels für Schlachtschweinekontrakte nun auch für die formals an der Eurex und jetzt an der EEX gehandelten Butter-, Magermilchpulver- und Molkenpulverkontrakte bestätigt werden.

Aufbauend auf den speziellen Rahmenbedingungen des deutschen Marktes für Milcherzeugnisse, wie der besonderen Bedeutung genossenschaftlich verfasster Molkereien, wurden Implikationen abgeleitet, welche aus Sicht der Autoren zu einer Verbesserung und einer höheren Akzeptanz von Futurekontrakten als Mittel zur Preiserkennung und Preisabsicherung führen können. Insbesondere werden folgende Maßnahmen vorgestellt:

- Eine Verbesserung der Berichterstattung zu Kassapreisen und gehandelten Mengen im Hinblick auf Qualität und Geschwindigkeit. Hier sehen die Autoren eine Aufgabe für staatliche Institutionen.
- Eine Neuausrichtung des Kassapreisindizes, die durch Gewichtung den zugrundeliegenden Produktionsstandorten D, NL und F besser gerecht wird.
- Begrüßt wird die aktuell diskutierte Einführung eines Rohmilchkontraktes.
- Die Erhöhung der Attraktivität der EEX Kontrakte für Milcherzeugnisse für Spekulanten/ Finanzinvestoren, um die dringend erforderliche Erhöhung der Liquidität dieses Börsensegments zu schaffen.
- Die Erhöhung der Bereitschaft der Akteure an den Märkten für Milcherzeugnisse, die Terminbörse als Absicherungsinstrument zu nutzen.
- Eine entsprechende strategische Anpassung des bedeutenden genossenschaftlich organisierten Milch verarbeitenden Gewerbes. Hier werden u.a. die Abnahmegarantie und die überwiegend genutzte rückwärts gerichtete Wertermittlung der angelieferten Milch problematisiert.
Ergebnis (engl.): The research project analyses the butter, skimmed milk powder and whey milk powder fu-tures contracts launched by the EEX in 2010 and 2012, respectively. So far empirical findings are not available in the literature. Nevertheless, empirical findings provide valuable insights into the importance of futures as part of the sector’s private risk management tool kid. We apply as econometric methods unit root and cointegration approaches. Error correction models allow us to calculate measures to investigate the price discovery function and hedg-ing effectiveness of the three dairy futures.

Results
Despite the low liquidity the three futures contracts fulfill the price discovery function and exhibit a high degree of hedging effectiveness. Hence, dairy futures prices provide reliable information to the cash markets and the three dairy futures can be used as a risk manage-ment tool.

Conclusions
The practical implications are based on the analysis of the institutional peculiarities of the German dairy market and the empirical results for the three dairy futures contracts. In par-ticular, we recommend i) improvements of the provision of high quality spot market data, ii) a discussion on value weighted instead of equally weighted spot indices as reference prices for the futures contracts, iii) the introduction of a raw milk future contract, iv) incentives for financial investors to improve liquidity complemented by an information campaign and v) communication about the functioning and the utility of dairy futures for the dairy sector.
Laufzeit: Beginn: 04.08.2016 / Ende: 03.02.2017
Ausf. Einrichtung: Prof. Dr. Martin T. Bohl, Grebenau
Themenfelder: Ökonomie, economy
Förderprogramme: Entscheidungshilfebedarf
Schlagworte: Sozioökonomie, socio-economics, Wissenstransfer / Vernetzung, knowledge transfer, networking, Agrarpolitik, agricultural policy, Markt, market, Agrarpolitik, agricultural policy, Betriebswirtschaft, business administration, Betriebsplanung, management planning, Unternehmensführung, corporate management, Milch, milk
Förderkennzeichen: 2816HS004
Dokument zum Download: ThuenenWorkingPaper_71.pdf (2,4 MB)

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